Das Massaker von Glen Coe

Glen Coe

Das Glen Coe (gälisch Gleann Comhann) (Tal der Hunde oder Tal der Tränen) liegt in den westlichen schottischen Highlands im County Argyll and Bute und wird heute vom National Trust for Scotland verwaltet.
16 km lang, zieht es sich durch eine atemberaubende von Gletschern geformte Landschaft. Durch das Tal fließt der gleichnamige Fluss der hier in die Meeresbucht Loch Leven mündet, einen Seitenarm des Loch Linnhe. Das Glen Coe ist ein beliebtes Wander- und Skigebiet für Touristen durchschnitten von der viel befahrenen A82 von Fort William nach Crianlarich, die wegen ihrer Streckenführung die gesamte Aufmerksamkeit des Fahrers verlangt. Bürgersteige gibt es nicht sondern nur einige abenteuerliche Parkplätze.
Die Wandertouren durchs Glen Coe sind herrlich wenn auch wegen des berühmt berüchtigten Wetters nicht ungefährlich. Die Hügel sehen sanft aus – aber das täuscht! Eine gute Ausrüstung ist ebenso Pflicht wie das an- und abmelden bei den Rangern.

Wenn Du im Glen Coe stehst, hast Du das Gefühl als sei es nicht von dieser Welt, Du wirst einfach in der Zeit zurück versetzt.
Ich denke das ist auch der Grund, warum viele Regisseure hier ihre Sets für Szenen aus Braveheart, Rob Roy, Harry Potter oder Monty Python`s Ritter der Kokosnuss aufbauen ließen. Der Zauber wird jedoch getrübt durch einen dunklen Schatten aus der Vergangenheit. Das Massaker von Glen Coe traumatisierte das Land über Jahrhunderte.

Das Massaker von Glen Coe

Die Clans der McDonalds und der Campbells kämpfen treu ergeben im 14. Jahrhundert an der Seite ihres Königs Robert the Bruce. Dieser schenkte den McDonalds aus Dank das Tal Glen Coe (welches vorher den McDougalls gehörte) in dem 500 Menschen lebten und hauptsächlich Schafzucht betrieben.
Den Campbells schenkte er das kleinere Gebiet Glen Lyon in den Lowlands.
Im 15 Jahrh. begannen die ärmeren Highland Clans, wie z.B. die McDonalds den reicheren Lowland Clans das Vieh zu stehlen um nicht zu verhungern. Eine in Schottland übliche Prozedur! Gleichzeitig versuchten die Campbells ihr Gebiet zu erweitern. Die gegenseitigen Übergriffe stifteten in den folgenden Jahrzehnten einen immer weiter wachsenden Unfrieden. Der Clan Chief der Campbells ließ z.B. 36 McDonalds hinrichten nachdem diese bei einem Überfall gestellt worden waren. Die Rache kam wenig später 1646 als die McDonalds die Campbells auf einer Hochzeitsfeier überfielen und 36 Mann töteten…

Im Jahr 1688 revoltierte das englische Parlament gegen Maria Stuarts Sohn Jacob VII, letzter katholische König von Schottland und England und bot dem protestantischen Wilhelm von Oranien die Krone an. Wilhelm akzeptierte die Krone, wie auch nach einigem Briefwechsel das schottische Parlament ihn akzeptierte. Jacob flüchtete. Die Lowland Clans waren regierungstreu die Highland Clans allerdings Anhänger des katholischen Jacob. Sie rebellierten unter der Führung von John Graham of Claverhouse, der in der Schlacht von Killiecrankie fiel.

1691 versprach Wilhelm allen Highland Clans Amnestie, wenn sie bis zum 01. Januar 1692 einen Treueeid auf ihn ablegten ansonsten drohe ihnen der Tod. Die Highland Clan Chiefs setzten sich mit Jacob in Verbindung um dessen Erlaubnis für den Treueeid einzuholen. Dieser zögerte, weil er immer noch plante nach Schottland zurück zu kommen.
Als jedoch klar wurde, dass dies nicht mehr möglich war erlaubte er den Chiefs den Eid abzulegen. Diese Erlaubnis kam Mitte Dezember…

Der Clan Chief Alastair McDonald machte sich erst kurz vor Ablauf der Frist auf den Weg nach Fort William um den Eid abzulegen. Kommandeur Colonel Hill war allerdings für die Abnahme des Eides nicht zuständig und schickte den Clan Chief zum zu Sir Colin Campbell, dem Sheriff von Inverary. Hill gab McDonald noch einen Schutzbrief sowie eine Bestätigung mit, dass der Clan Chief rechtzeitig in Fort William gewesen sei um den Eid zu leisten. McDonald brauchte wegen der winterlichen Verhältnisse 3 Tage bis nach Inverary. Sir Colin Campbell war nicht anwesend und ließ McDonald noch einmal weitere drei Tage warten bevor er den Eid entgegen nahm.

Für McDonald war die Eidesleistung rechtskräftig, währenddessen John Dalrymple, Wilhelms Staatssekretär und einige Regierungsmitglieder die Verspätung als willkommene Gelegenheit sahen gegen die McDonalds vorzugehen. Er gab order „diesen diebischen Stamm“ auszurotten (die Wurzeln abzuschneiden).

Ende Januar 1692 bekam die 1. und 2. Kompanie des Earls of Argyll unter dem Kommando von Robert Campbell of Glenlyon den Befehl (ca. 120 Soldaten) nach Glen Coe zu marschieren und sich bei den McDonald „einzuquartieren“.
Wie es in Schottland üblich ist wurden die Soldaten aufgenommen und bewirtet, sie genossen fast 2 Wochen ihre Gastfreundschaft. Captain Campbell war durch Heirat mit dem alten McDonald verwand und wurde deshalb in seinem Haus untergebracht.
Bis heute ist nicht sicher ob er wusste was für eine Tat er ausführen sollte.

Am 12. Februar kam der nicht gern gesehene Captain Drummond in Glen Coe an, der folgenden Befehl an Campbell übergab:

Ballacholis, 12. Februar 1692

Sir.
Sie werden hiermit beauftragt, die Rebellen zu überfallen, die MacDonalds of Glen Coe, und alle Personen jünger als 70 Jahr hinzurichten. Sie werden insbesondere angewiesen, darauf zu achten, dass der alte Fuchs und seine Söhne Ihnen auf keinen Fall entkommen können. Sie haben alle Straßen und Wege zu sichern, dass kein Mann entkommen kann. Diesen Befehl müssen Sie exakt um 5 Uhr morgens ausführen. Ich werde um diese Uhrzeit oder kurz danach mit einer starken Streitmacht zu Ihnen stoßen. Sollte ich nicht um 5 Uhr kommen, haben Sie nicht auf mich zu warten, sondern weiterzumachen. Dieser Befehl kommt direkt als Spezialauftrag vom König, zum Wohle und zur Sicherheit des Landes, damit die Wurzeln dieser Kreaturen abgeschnitten werden. Achten Sie darauf, dass dieser Befehl unparteiisch befolgt wird, andernfalls werden Sie als Feind des Königs und der Regierung betrachtet und als unfähig ein königliches Kommando zu führen. In Erwartung, dass sie schon in eigenem Interesse erfolgreich sein werden, unterzeichne ich dies eigenhändig

Unterzeichnet Robert Duncanson

Im Dienste Ihrer Majestät

An Captain Robert Campbell of Glenlyon
Drummond verbrachte noch den Abend beim Kartenspiel und Trinken mit dem Clan Chief, stieß auf dessen Gesundheit an und verabredete sich mit ihm am nächsten Tag zum Essen.

Alastair McDonald wurde am nächsten Morgen gegen 5 Uhr getötet. Seine Söhne aber konnten entkommen!

Männer, Frauen und Kinder wurden aus ihren Betten gezerrt – 38 Männer wurden in ihren Betten oder während der Flucht getötet. Viele Frauen und Kinder starben im Schneesturm in den Bergen oder an Hunger und Erschöpfung. Sie waren der Kälte schutzlos ausgeliefert, da sie nicht mehr die Zeit hatten sich dementsprechend zu kleiden und ihre Häuser nieder gebrannt wurden.

Allerdings mordeten nicht alle Soldaten mit. Einige zerbrachen ihre Säbel und weigerten sich den Befehl auszuführen. Sie kamen ins Gefängnis wurden aber später wieder frei gelassen.

Dalrymple erklärte: „Das einzige was ich bedauere – das irgendwelche davongekommen sind“. Dalrymple war ein bekennender „Hochlandhasser“. Er sah die Hochland Clans als Barbaren an.

Nicht die Zahl der Toten entrüstete das Land sondern die Tatsache, dass das Gastrecht, welches in Schottland heilig ist, eklatant missachtet wurde! Das niederste aller Verbrechen war der Missbrauch der Gastfreundschaft. Fast 14 Tage lebten die Soldaten mit in den Familien – ein schändlicher Verrat!

Eine Untersuchungskommission stufte die Tat ein wie sie war: Mord.
Wilhelm gab vor, nichts davon gewusst zu haben obwohl er den Befehl eigenhändig unterschrieben hatte. Angeblich habe er nicht gelesen was er unterschrieb. Konsequenzen gab es keine: Dalrymple musste lediglich seinen Posten räumen wurde aber vom König mit einer üppigen Pension entschädigt.

Der älteste Sohn Alastairs „John McDonald“ durfte später den Eid ablegen und gelangte so in den Genuss der Amnestie. Später kämpfte sein Bruder Alastair im Jakobitenkrieg Seite an Seite mit Robert Campbells Sohn, John Campbell.

Der Zwist begleitet uns bis in die heutige Zeit. In einem Gasthof dem „Clachaig Inn“ in Glen Coe hing ein Schild mit der Aufschrift „Zutritt für Hausierer und Campbells verboten“. Schottische Kinder lernen vielerorts heute noch „Never trust a Campbell“.

Kommentieren