Eine andere Perspektive…
Die Hochzeit von Sonja und Matze….im April 2011
Empfindungen der Sängerin….ganz persönlich….
Wisst ihr, normalerweise gehe ich zu einer Hochzeit hin, nehme die Stimmung vorher ganz allein in der Kirche auf und konzentriere mich auf das Bevorstehende.
Ich begrüße den Pfarrer und die sehr nervösen Trauzeugen (ja, auch diese sind fast so nervös wie das Brautpaar selbst
), stimme die technischen Details kurz ab und wo ich stehen werde (meistens Empore oder irgendwo am Rand) und harre der Dinge die nun kommen werden.
Die Kirche füllt sich….ich selbst genieße als Außenstehende die aufgeregte Trauschaar und beobachte die Leute…
Aber was mir nun gefühlstechnisch an eben dieser einen Hochzeit passiert ist, ist sehr schwer in Worte zu fassen.
Für mich die erste Freilufthochzeit in einem wunderschönen Ambiente. Das Hochzeitspaar hat sich viel Mühe mit der Dekoration gegeben, alles liebevoll bis ins letzte Detail ausgearbeitet; vor allem was für Ideen!
Ich soll zum ersten Mal mit meinem Gesang die Braut herein begleiten. Ui!
Die beiden haben sich eine irische Hochzeit gewünscht und ich habe zu diesem Anlass „Lift the wings“ aus der Bühnenshow „Riverdance“ vorgeschlagen. Auch mal was ganz anderes!
Und ich stehe zum ersten Mal vorne neben dem Trauredner und habe die ganzen Gäste vor mir. Eine ganz andere Perspektive: Ich sehe alles aus der Sicht des Bräutigams…und das ist das, was diese Hochzeit so unvergesslich gemacht hat.
Ich weis nun, was Matze fühlen muss, während er nun da steht und auf seine Angebetet wartet….irgendwie ergreift die Stimmung Besitz von mir…ich werde unruhig….zum ersten mal richtig nervös! Habe das Funkmikrofon in der Hand und blicke wie alle anderen den Gang hinunter…
Und dann ist es definitiv mit meiner Fassung vorbei! Die ersten Töne von Lift the wings erklingen mit einem kristallklaren Klang, der den ganzen Burghof ausfüllt, und sofort von mir Besitz ergreift.
Sonja erscheint am Arm ihres Vaters.
Ich bin überwältigt von allem: Vom wirklich schönsten Kleid was ich je gesehen habe und wie sie strahlt! Sie glitzert! Es gibt in diesem Moment nichts glücklicheres als diese Frau…und diesen Mann der sie mit den Augen verschlingt. Die Musik, das Adrenalin, der Wind, die Sonne….
Mein Einsatz kommt…Aber: Mach das mal mit einer zugeschnürten Kehle! Mir stehen die Tränen in den Augen, alles verschwimmt und die Stimme lässt sich nicht stabilisieren…Panik…und wenn ich nun tiefer Luft hole, dann fange ich garantiert laut an zu weinen! Irgendwie ist der Text weg – ich habe nur noch Leere im Kopf weil mich dieser Anblick und die dazu passenden Gefühle ausfüllen und mit mir Achterbahn fahren.
Oh mein Gott….ich habe wirklich gedacht ich muss alles abbrechen!
Diese unbeschreibliche Freude. Ich schaue kurz nach links und sehe in die lachenden Augen meines Lebensgefährten….
Und dann höre ich mich selber singen…die Tränen laufen (zum Glück sieht das keiner weil ja alle in die gleiche Richtung schauen wie ich) und meine Stimme vibriert nur die ersten Sekunden. Und dann klingt sie…mit der Musik und ich habe die Ehre, ihren Einzug noch emotionaler zu gestalten!
Also woran lag es, dass es mich dieses Mal so erwischt hat?
Ich denke: Normalerweise kommt die Braut mit dem üblichen „tatatataaaaa“ rein und alle Gäste (inklusiver mir) haben die Chance, die ersten Gefühlswellen beim „Brauterblicken“ wohlig durch sich hindurch ziehen zu lassen. Dann wird ein bischen geweint bis die beiden vorne ankommen und der Pfarrer übernimmt.
Die Perspektive ist einfach ganz anders: Ich saß nicht nur einfach auf einem Stuhl und durfte zuschauen oder den Gottesdienst durch mein Singen „verschönernd unterstützen“ – nein – dieses mal war ich ein Teil. Ich durfte mit Matze, wenn auch nur ein klitzeklein wenig, mitfühlen.
Direkt.
Ohne Umweg.
Ich bin bei jeder Hochzeit emotional dabei, weil es einfach ein erhebender Moment ist, wenn 2 Menschen sich zueinander bekennen und vor der ganzen Welt bestätigen: Ja, wir gehören zusammen.
Aber dieses eine mal war es, als habe ich selbst geheiratet aus der Sicht des Mannes…und das mal erleben bzw. erfahren zu dürfen, ist eine Erfahrung, für die ich dankbar bin!
